Nach Cap Agde sind es nur 200 km, so daß eigentlich keine Zwischeneinspeisung erforderlich gewesen wäre. Da man nie weiß, was einen erwartet, und auch andere Bedürfnisse zum Zwischenstop nötigten, legten wir in Salles-d´Aude eine Pause ein.
Nagelneue 8 Lader hätten es dort sein können, alle noch außer Betrieb, statt dessen mußten wir an der einzigen funktionieren Säule warten bis sie frei war.
Doch nach 20 Minuten hatten wir unsere 80 % Kapazität wieder, so konnten wir gelassen und ohne Reichweitensorgen das nächste Ziel ansteuern.
Denn zum Abschluß unserer Reise - mit vielen Stadtbesichtigungen und Autobahnkilometern - haben wir uns in Cap Agde eine zweitägige Auszeit am Meer gegönnt. Dafür ließen wir spannende Ziele wie Carcasonne, Narbonne und Bezier links liegen, das muß für einen späteren Ausflug warten. Da laut Apps und Google in der Nähe unseres Hotel mehrere Saftstationen sein sollten, wagten wir es zum ersten Mal ein Hotel ohne Lademöglichkeiten zu buchen.
Das Hotel Odalys in Agde ist ein komfortables Feriendomizil, über das sich nichts Schlechtes sagen läßt, außer dass wir eine alte Socke vom Rauchmelder entfernen mußten, weil der Nikotinjunkie vor uns – trotz überdachtem Balkon - im Zimmer rauchen wollte.
Der Tag nach der Anreise gestaltete sich anders als gedacht. Der Hafen von Agde ist von Parkplätzen umzäunt, und tatsächlich gab es dort jeweils zwei Stromerladeplätze - zusammen mit beachtlichen 2 x 2 Megawatt Photovoltaik.
Allerdings nützt das alles nichts, wenn die Elektronenpressen allesamt belegt sind. Auch nach einer kleinen Hafenbesichtigung war kein Plätzchen für uns frei. So blieb nichts anderes übrig als an das andere Ende der Stadt zu fahren, wo das Rathaus angeblich eine weitere Station bereitstellt. Tatsächlich hielt sich dort kein Mensch auf, alle zog es zum Meer und wir konnten unseren Energiehunger stillen. Unser Kona mußte für zwei Stunden an die Nadel, damit wir für die Weiterfahrt gerüstet waren, was uns zur Besichtigung der Altstadt von Agde zwang. Dies entpuppte sich im nach hinein als kleiner Glücksfall, denn während unten am Meer der Bär steppt, war hier absolut nichts los und wir fanden ein nettes indisches Restaurant an der Hauptpromenade. Die Altstadt von Agde ist etwas in die Jahre geraten, lohnt aber für einen kurzen Bummel und bietet romantische Flaniermeter am Fluß Herault.
Unser erster Strandtag schrumpfte damit auf einen Spätnachmittag zusammen, aber am nächsten Tag konnten wir unser Strandhotel voll auskosten. Wir mieteten uns am Meer zwei Liegen mit Sonnenschirm. Ich wunderte mich zwar, daß die Stunde 23 € kosten sollte, wo doch auf dem Schild ein Tagespreis stand, aber mangels anderweitigem Schatten wollte ich mich davon nicht abschrecken lassen und bezahlte zähneknirschend für die erste Stunde. Wir ließen uns dann an den ersten zwei Liegen häuslich nieder, bis uns nach 20 Minuten eine resolute ältere Dame unsanft von den Plätzen vertrieb. Die Klärung mit dem Vermieter ergab, daß ich nicht zwei Liegen sondern ein Tretboot gemietet hatte. Es waren noch zwei andere Liegen im Angebot, die wir gerne als Alternative übernahmen, zumal die Nachzahlung nach einer Stunde damit entfiel. Ich nahm mir fest vor, in Zukunft keine Bestellungen mehr auf französisch abzugeben. Allein die Vorstellung es wäre am Strand kein Tret- sondern ein Motorboot oder schwereres Gerät gelegen. Das hätten teure Liegen werden können.
Für das gesparte Geld, lieh ich mir ein SUP-Board und ritt wie einst John Wayne auf den Wellen, bis mich ein fieser Querschläger aus dem Paddel schmiss und meine Augenprothesen im Meer versenkte. Wenn demnächst ein Oktopus mit Sonnenbrille auf einem Restauranttisch landet, dann ist es wahrscheinlich meine. Zum Glück hatte ich eine Ersatzbrille dabei, sonst hätte Andrea die letzten Meilen unseres Rückwegs alleine bestreiten müssen.
Wo essen: am Hafen von Agde und in den anschließen Buchten muss niemand verhungern. Wir fanden das Miami Prime Bar & Restaurant gut, weil es dort auch einen Veggie-Burger und anderes Gemümmel gab.
Die letzte Etappe nach Imperia war wieder recht lang, so daß eine Zwischenladung erforderlich war. Auf dem Parkplatz Aire sur Lacq finden wir 4 Schnellader und überbrücken die Zeit im Autobahnrestaurant. Als wir uns gerade aus der Schlange am Büffet an die Kasse gekämpft hatten, meldet die eMobility App, dass der Ladevorgang beendet wurde. Folglich wieder an die Säulen gespurtet, um Nachzuschauen was Sache ist. Zwischenzeitlich waren auch die anderen 3 Säulen mit ausgezehrten Stromern belegt, so dass unser Auto bei Erreichen von 80% Batteriekapazität aus dem System geschmissen wurde. Auch ein erneutes Anwerfen der Säule war nicht erfolgreich, aber die 80% waren ausreichend, um bis nach Imperia zu rollen. Dort hatten wir wieder eine Ladesäule mit Hotel gebucht.
Zwischenzeitlich geht unserem Mautpiepser die Puste aus. Er macht keinen Mux mehr, was ganz besondere Freude bereitet, wenn man an der Mautstation in der exklusiven Telepass-Gasse steht und sich die Schranke nicht öffnet, während der tätowierte LKW-Fahrer hinter uns langsam nervös wird.