Insgesamt hat die Reise trotz der beschriebenen kleinen Komplikationen gut geklappt. Dafür ist eine gute Vorbereitung unbedingt nötig. Ohne die entsprechenden Apps und Ladekarten wären wir das eine oder andere Mal stromlos geblieben. Eine Spontanreise wie man sie fossil vielleicht machen könnte (in 3 Tagen kurz nach Madrid), würde höchstwahrscheinlich nicht funktionieren, insbesondere wenn man zu einem bestimmten Datum am Ziel sein muß. Natürlich würde man für den Besuch einer Konferenz in Madrid in der Regel andere Verkehrsmittel bevorzugen. Diese Reise war ein Test, ob und wie es funktioniert.
Ob diese Reise auch noch funktionieren würde, wenn der Anteil der E-Mobilität am Autoverkehrsaufkommen weiter steigt, muß bezweifelt werden. Bereits jetzt waren mit Beginn der Hauptreisezeit im Juli viele Ladesäulen belegt. Um die fossilen Verbrenner, die aktuell noch die Mehrheit bilden, unter Strom zu bekommen, muß die Ladeinfrastruktur massiv ausgebaut werden. Mit einem Schnellader bekommt man die Batterien in 20 Minuten auf 80%, was in der Regel für eine vernünftige Reichweite bis zur nächsten Pinkelpause ausreicht. Dies bedeutet aber auch, daß an den Tankstellen die 2-3 fache Menge an Ladesäulen benötigt wird, um die gleiche Tankkapazität wie jetzt zu bekommen. Und zwar nicht nur an den Autobahnen, sondern auch in der Fläche, denn nicht jeder hat eine Garage, an der er über Nacht laden kann.
Angesichts dieser Notwendigkeit für Investitionen werden immer wieder eFuels ins Spiel gebracht, um die bestehende Infrastruktur auf Basis der Verbrennertechnologie aufrechtzuerhalten. Sicher auch mit dem Hintergedanken vermeintlich die deutsche Autoindustrie zu schützen, die Jahrzehnte mit Zylindern, Vergasern, Einspritzern und Turboladern Wert geschöpft hat. Diese Zeiten drohen zu verschwinden, wobei die Autoindustrie – was man so hört und liest – lernfähiger ist als deutsche Verkehrsminister, in deren Stellenbeschreibung an erster Stelle als Qualifikation „Inkompetenz“ zu stehen scheint.
Die Energiebilanz von efuels ist mit 13% Nutzungsgrad von der Sonne bis zur Straße noch verheerender als die von Wasserstoff mit ca. 20% (Brennstoffzelle). Ein Automotor schafft generell nur ca. 25% Nutzungsgrad, weil ständig zwischen verschiedenen Lasten geschaltet werden muß. Ein Elektromotor ist demgegenüber mit 90% unschlagbar. Natürlich gibt es auch hier Verluste bis die Sonnen- oder Windenergie in die Batterie kommt, aber der Gesamtnutzungsgrad liegt immer noch bei beachtlichen ca. 70%. Das wird jedem sofort klar, der weiß, daß bei der Wasserstoffelektrolyse 20-40% Verluste entstehen und bei der Weiterveredelung zu eFuels noch einmal 40%. Wasserstoff und eFuels werden kommen: für Flugzeuge, Schiffe und Schwerlastverkehr, wo es keine elektrische Alternative gibt. Für PKW bleibt das zu teuer, nur wer sich Champagner in den Tank gießen kann, wird auf synthetische Kraftstoffe setzen.
Somit wird man am Ausbau der Ladeinfrastruktur nicht umhinkommen und gleichzeitig muß zwingend der öffentliche Nah- und Fernverkehr ausgebaut werden. E-Mobilität bedeutet Entschleunigung. Die Reichweite nimmt mit der Geschwindigkeit im Quadrat ab, weswegen auch der Teslafahrer den Fuß vom Gas nimmt, es sei denn, er hat eine Konfirmantenblase und muß ständig Pause machen. Uns ist klargeworden, daß wir unser aktuelles Mobilitätsverhalten nicht 1 zu 1 beibehalten können und alle Verbrenner durch Stromer ersetzen können. Die Zukunft muß intelligenter gestaltet werden!
Natürlich ist elektrisch Fahren nur mit erneuerbaren Energien sinnvoll. Die Verlagerung der Verbrennung vom Auto in ein Kraftwerk bringt energetisch und der Umwelt keinen Vorteil, außer daß die Auspuffgase durch einen größeren Schornstein in die Luft gepustet werden. Der Gesamtnutzungsgrad bleibt gleich oder wird sogar je nach Fahrzeug schlechter. Da die Ladestationen in der Regel mit Ökostrom aus Wind oder Sonne betrieben werden, muß man kein schlechtes Gewissen haben, außer bei den beiden Hotels in Frankreich vielleicht, die nur eine normale Steckdose anboten. Hier kam immerhin 70% emissionsfreier Atomstrom aus dem Netz.
Ein unschlagbarer Vorteil der Elektromobilität sind die Kosten: 130 € Stromkosten für 3595 km. Im Schnitt haben wir unter 20 kWh / 100 km verbraucht, das entspricht weniger als 2 l Benzin. Diese Zahl kommt natürlich dadurch zustande, daß die meisten Hotels keinen Aufschlag für das Laden verlangt haben. Aber wo gibt es Hotels mit integrierter Tankstelle?
Mit einem Satz: schön wars. Aber es gibt noch viel zu tun.